Normalerweise gehört zu einer Wurfplanung eine wochenlange Vorbereitung inklusive des Wartens bis die Hündin läufig wird, das erste Zusammentreffen mit dem auserwählten Rüden und der Deckakt. Darauf folgt eine anständige Begleitung und Versorgung der Hündin in der hoffentlich resultierenden Trächtigkeit.
Manchmal jedoch kommt alles ganz unerwartet und die Hündin wird versehentlich während eines gemütlichen Spazierganges von einem unangeleinten Rüden binnen einer halben Minute gedeckt, ehe man noch hätte reagieren können.
Der Deckakt
Üblicherweise ist ein Deckakt etwas, das genau vorbereitet wird. Und normalerweise bist du besonders vorsichtig, wenn deine Hündin läufig ist. Doch wie in unserem Artikel rund um die Läufigkeit einer Hündin erwähnt, gibt es auch stille Läufigkeiten, die du nicht erkennst. Oder deine läufige Hündin und du treffen auf einen unkastrierten und unangeleinten Rüden. Oft kannst du einen ungewollten Deckakt verhindern, aber manchmal ist man einfach nicht schnell genug.
Solltest du mit deiner Hündin in die Situation kommen, dass sie versehentlich gedeckt wird, ist es ratsam unter keinen Umständen die Hunde zu trennen. In dem Moment, in dem der Rüde in die Vulva der Hündin eindringt, erweitern sich die Schwellkörper des Rüden und auch die Hündin schwillt an, woraufhin die Hunde untrennbar „verknoten“. Würde man mit Gewalt versuchen die Hunde auseinander zu ziehen, könnte es passieren, dass der Penisknochen des Rüden bricht und der Hündin schwere innere Verletzungen zugefügt werden. In dieser ungeplanten Situation bleibt einem nichts anderes übrig, als die Zeit des sogenannten „Hängens“ auszusitzen. Das kann zugegebenermaßen schon mal etwas peinlich werden inmitten der Gassizone…

Der Stoß ins kalte Wasser – das Abenteuer Welpenaufzucht beginnt
Nach einem solchen „Unfall“ gibt es zwei Möglichkeiten:
- Du entscheidest dich für die Trächtigkeit deiner Hündin mit allen Konsequenzen.
- Oder du entscheidest dich gegen die Trächtigkeit deiner Hündin und brichst sie ab.
Wenn du dir die Aufzucht eines Wurfes unter keinen Umständen zutraust, ist es vermutlich die sinnvollere Variante, die Trächtigkeit bald mit einer Spritze abbrechen zu lassen. Die Möglichkeiten dazu findest du ebenfalls im Ratgeber rund um die Läufigkeit einer Hündin aufgeführt.
Bist du aber guten Mutes und denkst, dass du der Verantwortung gewachsen bist, hast du nun ca. 63 Tage in freudiger Erwartung vor dir, von denen ich weiter unten noch genauer erzählen werde.
Überlegungen für oder wider die Trächtigkeit
Ich würde dir aber sehr ans Herz legen, diese Entscheidung gut zu überlegen.
Ja, eine Geburt und 2-monatige Welpenaufzucht ist ein wunderschönes Erlebnis.
ABER es ist auch begleitet von einer Menge Arbeit, wenig Schlaf und gegebenenfalls zahlreicher Sorgen und hoher Kosten. Nicht zu vergessen die Verantwortung der Mutterhündin und ihren Hundekindern gegenüber.
Je nach Größe deiner Hündin und ihrem Alter sind eine unterschiedliche Anzahl Welpen möglich. Kleine Rassen bekommen dabei eher weniger Welpen (durchschnittlich ca. 3-4) und große Rassen eher mehr (durchschnittlich ca. 9 Welpen pro Wurf). Es gibt aber auch durchaus Hunde, die 14 und mehr Welpen in einem Wurf hatten.

Je mehr Welpen es sind, desto intensiver wird in der Regel auch der medizinische Betreuungsaufwand und damit die Kosten und die Verantwortung. Denn bedenke bitte, dass du auch ein liebevolles Zuhause für die Kleinen finden musst in Zeiten, in denen die Tierheime voll mit Hunden sind.
Also bitte, überleg es dir gut und unterschätze den Aufwand und vor allem die Kosten nicht!
Der Ablauf der Trächtigkeit
Solltest du nun nach reiflicher Überlegung entschieden haben, dass du die Trächtigkeit zulassen willst, hast du nun ca. 63 erwartungsvolle Tage vor dir. Wenn es nun tatsächlich geklappt hat und die Hündin trächtig ist, braucht sie am Anfang noch kein besonderes Futter oder einen anderen Umgang. Natürlich solltest du sie aufmerksam beobachten, um Schwierigkeiten möglichst frühzeitig zu erkennen.
Aber erst ab ca. dem 40. Tag sind tatsächlich körperliche Veränderungen zu sehen: der Bauch wächst, das Gesäuge verdickt sich und deine Hündin wird einen wachsenden Appetit haben, so dass die Fütterung eines hochwertigen Futters speziell für tragende Hündinnen sinnvoll ist. Außerdem kann sie etwas unruhiger werden und vielleicht musst du sie bei der Körperpflege etwas unterstützen.
Im letzten Drittel der Trächtigkeit wachsen die Welpen immens, so dass du sie eventuell sogar fühlen kannst. Spätestens zu diesem Zeitpunkt solltest du eine Wurfkiste vorbereiten, so dass sich deine Hündin daran gewöhnen kann.
Um abschätzen zu können, wie groß der Wurf wird, kannst du ab dem 56. Trächtigkeitstag ein Röntgenbild des Bauches beim Tierarzt machen lassen. Im Zuge dessen solltest Du ihn auch gleich fragen, ob er dir – sollte etwas nicht so laufen wie weiter unten beschrieben – im Notfall rund um die Uhr zur Seite steht.
Je nach Anzahl der Welpen, der körperliche Verfassung und Rasse der Hündin variiert die Dauer der Trächtigkeit zwischen 58 und 68 Tagen vom Deckakt gerechnet. Eine hohe Anzahl der Embryonen verringert die Tragdauer, während ein kleiner und leichter Wurf einige Tage länger im Mutterleib verbleibt. Im Durchschnitt kommen die Welpen nach 60-63 Tagen auf die Welt.
Das Wunder der Geburt
Die letzten Tage der Trächtigkeit sind für die Hündin oft sehr anstrengend, denn der Bauch ist kugelrund. Die Milchleiste ist schon deutlich angeschwollen, die Haare rund um den Bauch fallen aus damit die Welpen einen besseren Zugang zur „Milchbar“ haben und die Hündin wird zunehmend unruhiger. Sowohl der Platz für den Magen als auch die Blase ist beschränkt, weshalb die Hündin oft nur kleinere Portionen fressen kann und gleichzeitig öfter raus muss, um sich zu lösen.

Auch wird die Hündin beginnen, sich geeignete „Höhlen“ für ihr Nest zu bauen. Da kann es schon mal passieren, dass du deine sündteure Satin-Bettwäsche, die du sorgfältig zusammengelegt hast, zerrissen vorfindest, da deine Hündin sie als geeignetes Nestmaterial empfand… Wenig verwunderlich, du mochtest sie ja schließlich auch ganz gerne, weil sie so gemütlich war. Also sorge lieber dafür, dass nichts „Nestmaterial-geeignetes“ herumliegt, was dir wichtig ist und gib deiner Hündin verschiedene Handtücher, Decken etc. damit sie sich in ihrer Wurfbox eine „Höhle“ einrichten kann.
Wann geht es endlich los?
Da man oft tagelang gemeinsam mit der Hündin wartet, gibt es einen kleinen Tipp um festzustellen, wann die Geburt tatsächlich losgeht: Etwa 24 Stunden vorher beginnt die Temperatur der Hündin unter 37°C zu sinken und anschließend wieder zu steigen. Das Essen wird verweigert und die Eröffnungswehen beginnen.
Jetzt nur nicht die Nerven verlieren! Hündinnen sind meist sehr instinktsicher und wissen, was auf sie zukommt. Sie konzentrieren sich auf sich selbst und brauchen deine Hilfe oft gar nicht. Die größte Unterstützung bist du vermutlich dann, wenn du dich auf die Couch setzt und dir den Fernseher aufdrehst, damit du nicht ständig kontrollierst und sie in ihr Inneres lauschen kann.
Deine Hündin wird als Ausdruck großer Schmerzen stark hecheln, denn auch Hunde empfinden Wehen als schmerzhaft. Begleite sie an der Leine in den Garten, denn sie wird das Gefühl haben, dass sie sich lösen muss. Lass sie keinesfalls von der Leine, denn im schlechtesten Fall wird sie sich in eine ihrer möglicherweise vorher ausgesuchten Höhlen im Garten verkriechen und du wirst Mühe haben, sie da wieder herauszulocken. Zieht euch lieber in eine gemütliche Ecke im Haus zurück, wo du bereits die „Wurfbox“ hergerichtet hast, in der sie genug Decken zum Umgraben, Zerreißen und Scharren hat und du sie gut beobachten kannst.
Bald nach den ersten Wehen wird das erste Fruchtwasser abgehen worauf hin bald die erste „Fruchtanlage“ in den Geburtskanal rutscht. Der erste Welpe ist oft eine Hürde, denn er muss den Ausgang erweitern, was manchmal durch deutliche Unruhe und Schmerzäußerungen wie Fiepen der Hündin begleitet wird. Du kannst ein wenig helfen, indem du die Vulva der Hündin mit etwas Vaseline einschmierst, damit die Fruchtblase besser durchrutschen kann.
Je nach Rasse ist das Gewicht der Welpen in Relation zur endgültigen Körpergröße sehr unterschiedlich. Bei Collies beispielsweise sind die Welpen recht klein und rutschen oft gut durch den Geburtskanal, während Zwergpinscher große Welpen gebären und manchmal etwas mehr Hilfe benötigen.

Ist der Welpe nach einigen Presswehen nun endlich geboren, wird die Hündin die Fruchtblase vorsichtig mit ihren Zähnen öffnen und den Welpen sorgfältig putzen, abnabeln und die Plazenta auffressen. Diese enthält wichtig Nährstoffe für die Hündin.
Nachdem der erste Welpe durchgeflutscht ist, sollten nun innerhalb der nächsten Stunden seine Geschwister folgen. Insgesamt kann eine Geburt schon mal 4-5 Stunden dauern, je nach Anzahl der Welpen.
Perfektes Familienglück
Das Familienglück ist nun perfekt. Die Babys werden sich an der Milchbar erstmal sättigen, während die Mama oft dazu gezwungen werden muss sich im Garten zu lösen – ihre Welpen sind von jetzt an ihr Schatz, bei dem sie erst lernen muss, dass nichts passiert, wenn sie ihn für wenige Minuten alleine lässt. Anders als bei Wildtieren kannst du die kleinen Hunde übrigens ruhig anfassen – sofern es die Mutterhündin zulässt. Sie wird dir dennoch besorgt über die Hände sehen, aber mit der Zeit wird sie an Vertrauen gewinnen und sich entspannen, wenn du anwesend bist.

Wenn du glaubst, deine Hündin hat die Geburt abgeschlossen, empfehle ich, die Hündin durchzutasten, ob noch ein versteckter Welpe fühlbar ist. Ein solcher könnte zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen. Daher ist es wichtig zu kontrollieren, dass alle Welpen geboren wurden.
Anschließend kannst du deine Hündin mit einer Mischung aus Joghurt, Ziegenmilch, Distelöl, Honig und Wasser füttern, damit sie wieder zu Kräften kommt.
So niedlich die neugeborenen Hundekinder auch sind: jetzt ist erst einmal Erholung angesagt – auch für dich, denn in den nächsten Wochen kommen viele Abenteuer auf dich und deine Hündin zu, wenn die Welpen anfangen die Welt zu entdecken.

Hast du das Wunder der Geburt bei deiner Hündin schon erlebt?
Wie waren deine Erlebnisse?
Wir freuen uns über jeden Kommentar!
Als Hundemutti der Welpen kann ich eine kleine Zwischenmeldung abgeben: Allen Welpen geht es super gut, sie wachsen und werden immer dicker – mehr kann man sich nicht wünschen!
Das hört man doch gerne ;)
Wir werden unsere Besucher auch weiter auf dem Laufenden halten! ;)
Alles liebe den kleinen Wonneproppen!
SchönerText – was ich aber niemals tun würde: Röntgen….. wozu der Stress für die Mutter – und somit der Welpen… dann die Strahlen die der Gesundheit auch nichts gutes tun ….. Eigentlich dient es doch nur der reinen Neugier der Besitzer.. .
Wir haben bei unserer Hündin einen Ultraschall machen lassen. Somit konnte der Tierarzt prüfen wie viele Welpen es sind und ob alle gut entwickelt sind.
Ganz meine Meinung. Sehr richtig !
MfG
Bernd
Hallo zusammen
Woran merkt man, dass die Geburt vorbei ist? Ich stelle mir vor, dass das Tasten schwierig wird.
Hallo Jennen,
die letzte Phase der Geburt ist die sogenannte Nachgeburtsphase. D.h. die Hündin stößt nach der Geburt jedes Welpen eine Nachgeburt aus. Die letzte Nachgeburt sollte spätestens 2 Stunden nach der Geburt des letzten Welpen abgegangen sein.
Dass die Geburt vollständig beendet ist, ist zudem meist am Verhalten der Hündin zu erkennen. Sie putzt sich selbst und legt sich dann mit ausgestreckten Beinen flach auf die Seite, damit die Welpen trinken können. Wenn die Hündin nach der Geburt unruhig oder apathisch ist, sollte man den Tierarzt kontaktieren. Dieser kann im Zweifelsfall mit einem Ultraschall nachschauen, ob alle Welpen geboren wurden.
Viele Grüße
Alica vom Redaktionsteam