Hunden, die bellen, beißen nicht. Diesen Spruch hast du bestimmt schon einmal gehört, aber ist das wirklich richtig? Natürlich beißen auch Hunde, die bellen. Und nicht jeder Hund, der mit dem Schwanz wedelt, freut sich. Rund um die Kommunikation des Hundes existieren einige Irrtümer und Missverständnisse. Um angemessen mit deinem Vierbeiner umgehen zu können, ist es wichtig, dass du diese verstehst.
In diesem Beitrag erfährst du, auf welche Weise sich ein Hund ausdrückt und wie du dadurch mehr über seine Stimmung erfahren kannst.
Die Hundesprache lesen und verstehen
Ach, was wäre es schön, wenn dein Hund einfach sagen könnte, was in ihm vorgeht. Wie viele Missverständnisse ließen sich dadurch vermeiden. Oft genug kommt es zu Beißvorfällen, weil die Sprache des Hundes nicht verstanden oder falsch interpretiert wurde. Das habe ich dir bereits im Artikel rund um das Meideverhalten von Hunden aufgeführt. Und genauso gilt das für jegliche andere hündische Kommunikation.
Nicht nur bei aggressiven, sondern bei allen Hunden ist es wichtig, ihre Sprache zu verstehen. Es kann leicht passieren, dass du deinen Vierbeiner in Situationen bringst, denen er nicht gewachsen ist und die für ihn großen Stress bedeuten. Wie sich ein Hund in so einem Moment verhält, ist von Tier zu Tier unterschiedlich.

Der eine Hund im Konflikt will einer stressigen Situation möglichst schnell entkommen, der andere wird aggressiv. Auch hier besteht die Gefahr, dass ein Hund schnappt oder beißt, obwohl er sonst vielleicht zu den zurückhaltenden Vertretern zählt. Mehr dazu kannst du auch in dem Beitrag über die Eskalationsleiter bei Hunden nachlesen.
Und wie sieht es aus, wenn du gerade mit deinem Hund spielst. Woran merkst du, dass für ihn aus dem anfänglichen Spaß plötzlich ernst wird und seine Stimmung kippt? Auch beim Toben mit Artgenossen kann aus dem lustigen Rennen plötzlich ein Jagdverhalten werden, das für den Gejagten nicht mehr spaßig ist.
Diese Situationen und noch viele mehr erfordern es, dass du die kleinen Signale deines Hundes wahrnimmst und richtig deutest.
Aber wie spricht dein Hund denn nun mit dir? Zum einen über seine Körpersprache zum anderen über Laute.
Die Körpersprache des Hundes
Die gesamte Körperhaltung oder -spannung deines Hundes ist ein Faktor, der dir Aufschluss über seine Stimmung gibt. Dazu kommen die einzelnen Körperteile, die im Zusammenspiel mit den anderen sowie dem Kontext betrachtet werden müssen.
Ein Beispiel:
Wenn sich dein Hund über die Nase leckt, kann dies ein Beschwichtigungszeichen sein. Es kann aber auch einfach bedeuten, dass er sich etwas wegschleckt. Der Sinn ergibt sich also aus der aktuellen Situation und kann nicht losgelöst davon gedeutet werden.

Nun unterscheiden sich Hunde total in ihrem Äußeren. Die einen haben Steh-, die anderen Schlappohren. Die einen haben eine lange Kringelrute, die anderen nur eine ganz kurze oder gar keine. Manche Hunde haben dichtes, langes Fell im Gesicht, so dass ihre Mimik kaum zu erkennen ist, bei anderen ist diese ganz deutlich zu sehen.
Somit können die folgenden Beschreibungen nur als Anhaltspunkt dienen und hängen stark von der jeweiligen äußeren Erscheinung des Vierbeiners ab.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass:
- ein ängstlicher Hund in seiner Körpersprache eher nach hinten und nach unten gerichtet ist. Seine Haltung drückt den Wunsch nach Flucht aus. Er möchte beschwichtigen und dem, was ihm Angst macht, entkommen.
- ein aggressiv gestimmter Hund in seiner Körperhaltung tendenziell nach oben und nach vorne geht. Er ist darauf ausgerichtet anzugreifen und das, wodurch er sich bedroht fühlt, zu vertreiben.
Um diese Unterschiede zu erkennen, musst du erst einmal wissen, wie dein Hund denn aussieht, wenn er entspannt ist. Wie hält er seine Rute? Wie sieht die Stellung seiner Ohren aus? Wie sind seine Gesichtszüge?
Je genauer du das weißt, umso besser erkennst du Abweichungen von diesem entspannten Zustand.

Tipp:
Um dich selber darin zu schulen, die Körpersprache von Hunden besser zu lesen, kannst du dir verschiedene Videos ansehen und diese bis ins Detail untersuchen. Betrachte Filme von spielenden Hunden, von raufenden, von ängstlichen oder aggressiven. Der Vorteil liegt darin, dass du dir die Videos in aller Ruhe immer wieder ansehen kannst, ohne selbst involviert zu sein. Am Anfang beginnst du dabei deinen eigenen Hund zu filmen, später kannst du auch andere Hunde filmen und beobachten.
Ohren
Knickohren, Stehohren, Schlappohren, sie alle sehen vollkommen unterschiedlich aus und doch lassen sich die Feinheiten in der Haltung bei genauem Hinsehen erkennen. Ein Hund mit langen Hängeohren kann diese weniger deutlich nach vorne oder hinten richten wie einer mit Stehohren. Hier musst du deine Aufmerksamkeit verstärkt auf die Ohrwurzel, also den Ansatz richten, um Veränderungen zu sehen.
Je nachdem, wohin die Ohren gerichtet sind – nach hinten oder nach vorne – zeigen sie an, dass dein Hund aus dieser Richtung etwas wahrgenommen hast. Nach hinten gerichtete Ohren können ein Zeichen für Angst, Unsicherheit oder Unterwürfigkeit sein, während nach vorne gerichtete Ohren Überlegenheit oder Angriffslust signalisieren können.

Lefzen
Auch die Lefzen können sich ganz schön verändern, von locker hängend bis hin zu gekräuselt oder zurückgezogen. Nach hinten gezogene Lefzen können auf Angst und Unsicherheit hindeuten. Zeigt dein Hund dabei die Zähne, kann es sein, dass er drohen möchte. Es kann aber auch eine Art „beschwichtigendes Lächeln“ sein.
Augen
Wendet dein Hund seinen Blick ab und erscheinen seine Augen dabei kleiner? Oder fixiert er etwas mit einem starren Blick und zieht die Augenbrauen dabei zusammen? Die erste Version deutet eher auf Unsicherheit oder Angst hin, die zweite auf Aggression. Starres in die Augen schauen wird von Hunden als Herausforderung betrachtet. Um keine Konfrontation heraufzubeschwören, solltest du daher bei unbekannten Hunden einen anhaltenden direkten Blickkontakt lieber vermeiden.
Rute
Auch bei der Rute gibt es zig Variationen. Ähnlich wie bei den Ohren hilft es bei der Rutenhaltung, dich auf den Ansatz zu konzentrieren.
„Ein wedelnder Schwanz heißt, dass sich der Hund freut.“ Das ist ganz klar ein Irrtum. Wenn der Hund wedelt, heißt das lediglich, dass er aufgeregt ist. Aufregung kann jedoch positiv, aber auch negativ sein.

Kommt ein Hund vollkommen steif auf dich zugelaufen, fixiert dich mit seinem Blick und wedelt dabei in kleinen Bewegungen? Dann ist hier wahrscheinlich eher Vorsicht geboten.
Ist das Wedeln jedoch locker und ausschweifend, sein Blick dabei offen, dann sieht es schon besser aus.
Hier ein paar weitere Anhaltspunkte für dich.
- Eine steif nach oben gerichtete Rute kann Provokation ausdrücken, aber auch Aufmerksamkeit.
- Eine eingeklemmte Rute deutet auf Angst oder Unsicherheit hin.
- Eine waagerecht zum Boden gestellte starre Rute kann als Drohverhalten verstanden werden. Der Hund steht in diesem Fall unter hoher Anspannung.
- Ist die Rute stark zwischen die Hinterbeine bis zum Bauch eingezogen, drückt er damit stark defensives Verhalten aus.
Tiefergehende Informationen über die Körpersprache findest du in unserem Beitrag zur Körpersprache von Hunden.
Die Lautsprache des Hundes
Neben den körperlichen Signalen kann sich ein Hund auch über Laute ausdrücken. Manche machen das sehr deutlich und vielseitig, wie meine Hündin Merle, andere eher wenig. Mit Lauten ist nicht nur das Bellen gemeint, sondern auch die vielen anderen Geräusche, die ein Hund von sich geben kann. Vielleicht hast du es schon einmal gehört, wenn ein Hund vor Angst schreit oder vor Freude quietscht.

Im folgenden findest du einen Überblick über die Lautäußerungen, die es bei Hunden gibt.
Bellen
Ein Hund, der aggressiv gestimmt ist, bellt anders als einer, der sich freut. Dennoch handelt es sich in beiden Fällen um Bellen. Unterschiede erkennst du in der Tonlage. Bei einem aggressiven Hund ist diese tiefer, während ein hohes Bellen eher auf eine freundliche Stimmung hindeutet.
Dazu ist es notwendig, es in Relation zur grundsätzlichen Tonlage deines Hundes zu betrachten. Hat er sowieso eine schrille Stimme, hört sich ein tiefes Bellen bei ihm wahrscheinlich noch immer sehr hoch an. Dennoch wirst du den Unterschied feststellen.
Was du gegen Bellen tun kannst, kannst du in diesem Beitrag nachlesen: Mein Hund bellt – was nun?

Fiepen oder Quietschen
Die einen nennen es „fiepen“, die anderen eher „quietschen“. Bei Welpen kann es sein, dass sie dadurch beschwichtigen wollen. Bei einem erwachsenen Hund können darüber hinaus auch Aufregung oder Stress der Grund sein, weshalb er fiept.
Manche machen es, wenn sie einen anderen Hund sehen zu dem sie dringend hinwollen oder auch wenn sie etwas zum Jagen entdecken. Andere fiepen, wenn sie angespannt sind. Es kann aber auch sein, dass dein Hund fiept, weil er dringend vor die Tür zum Pieseln muss.
Mehr dazu erfährst du in diesem Beitrag: Warum fiept mein Hund?
Winseln
Es wäre zu schön, wenn wenigstens das Winseln eine klare Bedeutung hätte, oder? Aber auch hier verhält es sich wie bei den anderen Signalen: es kommt auf die jeweilige Situation an. Vielleicht ist dein Hund frustriert, weil er nicht an sein Lieblingsspielzeug herankommt. Vielleicht ist er aufgeregt, weil es gleich zum Spaziergang geht. Vielleicht tut ihm aber auch etwas weh, ist er nervös oder hat er Angst. Winseln kann auch bei alten, senilen Hunden auftreten, weil sie sich nicht mehr orientieren können und dadurch verunsichert sind.
Winseln kann sich auch bis zum Heulen steigern.
Wuffen
Es ist kein richtiges, sondern eher ein kurzes gedämpftes Bellen. Es kann auftreten, wenn der Hund etwas gehört oder wahrgenommen hat und darauf aufmerksam machen will. Er wirkt dabei aufmerksam und macht zwischen dem einzelnen Wuffs immer wieder eine kurze Pause und schaut sich manchmal auch zu dir um. Oft wuffen Hunde als eine Art Warnung, um auf eine mögliche Bedrohung oder Gefahr hinzuweisen.
Was das Wuffen genau bedeutet, kannst du hier nachlesen: Warum wufft mein Hund?
Knurren
Das Knurren ist ein extrem wichtiges Signal, das du nie bestrafen solltest. Durch das Knurren drückt ein Hund aus, dass er sich bedroht fühlt und will, dass der jeweilige Auslöser dafür Abstand hält. Ein Hund, der sich so deutlich ausdrückt, ist ein echtes Geschenk. Du kannst in Worte sagen „bis hier und nicht weiter.“ Dein Vierbeiner tut dies, indem er knurrt.

Manche Hunde knurren aber auch beim Spielen, zum Beispiel bei Zerrspielen. Ob dies bereits in eine aggressive Richtung kippt oder noch immer ein Spielknurren ist, dazu musst du seine restlichen Signale lesen. Je höher und steiler seine Rute gerichtet ist, umso eher ist er in einer aggressiven Stimmung.
Weitere Informationen rund um das Knurren findest du hier: Ist es schlimm, wenn mein Hund knurrt?
Fazit: Mensch – Hund, Hund – Mensch
Unsere Hunde sind Meister darin, unsere Körpersprache zu lesen. Sie wissen meist schon, was wir von ihnen wollen, bevor wir es überhaupt geäußert haben.
Um harmonisch und vertrauensvoll zusammenzuleben und Missverständnisse zu vermeiden, ist es erforderlich, dass auch du die Sprache deines Vierbeiners verstehen lernst. Je besser dir das gelingt, umso besser kannst du ihm helfen, sich in unserer Welt zurechtzufinden und Probleme zu vermeiden.
Verstehst du die Sprache deines Hundes?
Was sind eure größten Missverständnisse gewesen?
Wir freuen uns wie immer über jeden Kommentar!