Was ist eigentlich ein Hundeführerschein?

Hundeführerschein und Sachkundenachweis sind immer mal wieder in aller Munde. Aber was ist denn eigentlich ein Hundeführerschein? Wer braucht ihn? Und warum werden die Begriffe im Gegensatz zur international genormten Begleithundeprüfung so oft synonym verwendet? Denn nicht nur im täglichen Sprachgebrauch auch bei den verschiedenen Behörden herrscht keine Einigkeit, was unter den Begriffen zu verstehen ist. In diesem Artikel findest du nun alle Informationen rund um den Hundeführerschein.

Um Licht ins Dunkel zu bringen, versuchen sich unsere beiden Artikel zum Thema Hundeführerschein und Sachkundenachweis beim Hund in einer Definition und der Artikel über den Unterschied zwischen beiden in einer Abgrenzung.

Warum ist ein Hundeführerschein überhaupt notwendig?

Immer wieder kommt es zu Beißvorfällen wie dem in Niedersachsen im April 2018. Hier wurden zwei Personen von ihrem eigenen Hund totgebissen. Wie kann so etwas passieren? Liegt es an einer falschen Haltung oder einer falschen Erziehung? Diese Fragen lassen sich im Nachhinein nur schwer beantworten. Fest steht, dass es mit Verantwortung verbunden ist, einen Hund zu halten. Dabei spielt es nicht einmal eine Rolle, ob dein Vierbeiner groß oder klein ist. Jedoch können die Schäden, die ein großer Hund anrichten kann auf Grund der schieren Größe und Kraft, weitaus schlimmer ausfallen als bei einem Winzling.

Um Vorfälle wie in Niedersachsen möglichst zu vermeiden, gibt es schon seit einigen Jahren von der Bundestierärztekammer einen Vorschlag, wie der Inhalt eines Hundeführerschein aussehen sollte. Mit ihm soll sichergestellt werden, dass der Hundebesitzer über ausreichende Kenntnisse in der Hundehaltung und der Erziehung seines Vierbeiners verfügt. Allerdings gibt es hierzu keine bundeseinheitliche Regelung. Jedem Bundesland ist es selbst überlassen, wie es die Empfehlungen umsetzt.

Wütender Hund auf einer Wiese mit gefletschten Zähnen
Ein Hundeführerschein soll für mehr Sicherheit sorgen

Was ist ein Hundeführerschein

Ein Führerschein für Hunde, was soll das denn sein? Natürlich handelt es dabei nicht um eine Fahrerlaubnis für deinen Vierbeiner. Ein Hundeführerschein ist nicht für den Hund, sondern für den Menschen gedacht. Beim Autoführerschein lernst du dein Fahrzeug zu beherrschen, damit du dich sicher im Straßenverkehr bewegst und weder dich noch andere gefährdest. Der Hundeführerschein soll dich befähigen, deinen Hund sicher in der Öffentlichkeit zu führen, so dass niemand durch ihn zu Schaden kommt. Dazu gehört es auch, dass du mit den Regelungen und Gesetzen rund um die Hundehaltung vertraut bist.

Ursprünglich stammt die Idee dazu von den Begleithundeprüfungen. Dieses sind genormte, dreiteilige Prüfungen, die für den Hundesport und Ausstellungen entwickelt worden sind und Voraussetzung für die Teilnahme sind. Der Hundeführerschein sollte eine Art Begleithundeprüfung light sein.

Da es keinen bundeseinheitlichen Hundeführerschein gibt, existieren es auch keine Regelungen, welche Voraussetzungen mit einem Hundeführerschein verbunden sind. Das liegt daran, dass jedes Bundesland eigene Hundegesetze hat. Viele Bundesländer gebrauchen das Wort „Hundeführerschein“ als Synonym für

Der D.O.Q.-Test versucht diesbezüglich eine bundeseinheitliche Sachkundeprüfung in Theorie und Praxis als Hundeführerschein zu etablieren, die bereits von einer Vielzahl an Bundesländern anerkannt wird.

Zwei Hunde an der Leine beschnüffeln sich aufgeregt
Einen Hund zu halten, erfordert viel Wissen und Verantwortung

Was wird beim Hundeführerschein getestet?

Leider ist es auch beim Hundeführerschein nicht so, dass nur eine einzige Variante existiert. Es gibt verschiedene Verbände, die jeweils eigene Hundeführerscheine entwickelt haben, zum Beispiel der Verband für das deutsche Hundewesen, die Hundeschulen AG e.V. oder der Berufsverband der Hundeerzieher/innen und Verhaltensberater/innen (BHV)

Im Grunde haben sie alle den gleichen Fokus. Dieser liegt darauf, ob dein Hund eine Gefahr für die Umwelt darstellt oder andere durch ihn belästigt werden. Die Prüfung ist unterteilt in einen praktischen und einen theoretischen Teil. Ich erkläre dir den Hundeführerschein genauer anhand des BHV.

Hier musst du in der Theorie 40 Fragen beantworten. Dabei geht es um die Hundehaltung, die Erziehung, aber auch um rechtliche Themen.
Wichtig: Erst wenn du die Theorie bestanden hast, darfst du die praktische Prüfung machen.

Bei der praktischen Prüfung werden du und dein Hund in alltäglichen Situationen getestet. Wie verhält sich dein Vierbeiner bei einem Besuch in einem Café? Wie bei einem Spaziergang im Park oder in einer Fußgängerzone? Lässt sich dein Hund durch eine fremde Person anfassen? Wie läuft er an der Leine?

Ein Hund steht in seinem Geschirr an gestraffter Leine
Auch die Leinenführigkeit wird geprüft.

Die praktische Prüfung ist in zwei Stufen unterteilt.

  • Bei Stufe 1 wird der Hund ausschließlich an der Leine getestet. Die Anforderungen an diese Prüfung sind jedoch höher als bei vielen Sachkundenachweisen der einzelnen Bundesländer. Deshalb wird auch die bestandene Stufe 1 schon als Sachkundenachweis anerkannt.
  • Bei Stufe 2 wird dein Hund zusätzlich ohne Leine geprüft und er muss darüber hinaus noch ein paar Aufgaben mehr erfüllen. Diese Stufe kann notwendig sein, wenn du für deinen Hund eine Freilaufgenehmigung erhalten möchtest.

Hast du einen problematischen Hund? Dann fragst du dich vielleicht, ob du diese Tests mit ihm überhaupt bestehen kannst.
Ja, das kannst du. Beim Hundeführerschein geht es nicht darum, den perfekten Hund vorzuführen. Ziel ist es zu demonstrieren, dass du deinen Vierbeiner verantwortungsvoll und vorausschauend durch den Alltag führst. Damit sollen genau solche schrecklichen Vorfälle wie der in Niedersachsen vermieden werden. Wenn sich dein Hund nicht von fremden Personen anfassen lässt, darfst du ihn bei der Prüfung mit einem Maulkorb sichern und/oder ihn festhalten. Es muss jedoch möglich sein, dass er sich anfassen lässt.

Bei der Prüfung ist das Tragen eines Maulkorbs erlaubt.

Voraussetzungen für den Hundeführerschein

Es macht wenig Sinn, mit einem winzigen Welpen an der Prüfung teilzunehmen. In diesem Alter kann dein Hund noch keine Signale und stellt vermutlich auch noch keine Gefahr für seine Umwelt darf. Um den Hundeführerschein zu machen, sollte dein Vierbeiner daher mindestens 12 Monate alt sein. Außerdem musst du nachweisen können, dass dein Hund über die notwendigen Impfungen verfügt, gechipt ist und du eine Hundehaftpflichtversicherung hast.

Soll auch noch eine andere Person mit dem gleichen Hund den Hundeführerschein machen?
Dann muss diese einen anderen Tag für die Prüfung auswählen. Das liegt daran, dass die Übungen für deinen Hund Stress bedeuten und er die Möglichkeit haben muss, diesen zu verarbeiten. Ihn zweimal am gleichen Tag zu testen, wäre für ihn zu anstrengend.

Wer braucht einen Hundeführerschein

Wenn es darum geht, wer einen Hundeführerschein braucht, kommen die verschiedenen Regelungen der Bundesländer ins Spiel. Ob du einen Hundeführerschein oder einen Sachkundenachweis benötigst, hängt von den jeweiligen Gesetzen ab. Bei vielen Hundevereinen ist ein Hundeführerschein Voraussetzung, damit du an Kursen und/oder Turnieren teilnehmen darfst.

In manchen Bundesländern wie Berlin gilt eine grundsätzliche Leinenpflicht. Mit einem freiwilligen Hundeführerschein kannst du deinen Vierbeiner davon befreien lassen.

Der Hundeführerschein des BHV wird in einigen Bundesländern als entsprechender Sachkundenachweis anerkannt, zum Beispiel in Niedersachsen. Hier müssen alle Hundehalter, die seit Juli 2013 zum ersten Mal einen Hund haben, den Hundeführerschein machen.

ein weißer großer Hund im Sprung über ein buntes Hindernis während eines Agility-Turnieres
Für die Teilnahme an Turnieren kann der Hundeführerschein Pflicht sein.

Wichtig ist es zu wissen, dass du die theoretische Prüfung ablegen musst, bevor du dir den Hund anschaffst. Die praktische Prüfung musst du dann innerhalb von 12 Monaten machen, nachdem du den Hund bekommen hast.

Ausnahme:
Hast du innerhalb der letzten zehn Jahre einen Hund mindestens 24 Monate durchgehend ohne Probleme gehalten? Dann bist du davon befreit, den Hundeführerschein machen zu müssen.

Teilweise winken dir übrigens Vergünstigungen bei der Hundesteuer, wenn du freiwillig den Hundeführerschein machst, so zum Beispiel in München. Dort wirst du ein Jahr lang von der Hundesteuer befreit. Die Gemeinde Panketal in Brandenburg reduziert den Beitrag für 12 Monate um 50 Prozent.

Wo kannst du ihn machen?

Da der Hundeführerschein keiner einheitlichen Regelung unterliegt, solltest du dich zuerst bei der zuständigen Behörde erkundigen. Welche Voraussetz

ungen müssen erfüllt sein und welche Hundeführerscheine werden anerkannt? Diese Informationen sind besonders dann wichtig, wenn du einen als gefährlich geltenden Hund hast.

Es gibt unterschiedliche Varianten des Hundeführerscheins der verschiedenen Verbände. Im engeren Sinne zählt dazu eine praktische sowie eine theoretische Prüfung. Teilweise werden darunter aber auch andere Gehorsamkeitsprüfungen verstanden.

Schwarzer Hund an Leine von hinten in einer Stadt
Auch ein Stadtbesuch gehört bei der Prüfung dazu.

Am besten ist es, wenn du dich an die jeweiligen Verbände wendest und dich dort erkundigst, wie sie den Hundeführerschein gestalten und bei welchem Verein bzw. welcher Hundeschule du die Prüfung machen kannst.

Was kostet er?

Die Kosten für den Hundeführerschein sind nicht einheitlich festgelegt. Sie hängen unter anderem davon ab, ob du vorher noch an einem Kurs teilnimmst oder bereits über alle Kenntnisse verfügst.

Für die Prüfungen zahlst du beim BHV pro Mensch/Hund Team

  • Stufe 1:
    75 Euro für den Prüfer + 15 Euro Prüfungsgebühr plus Mehrwertsteuer.
    Diese Kosten umfassen Theorie und Praxis
  • Stufe 2:
    85 Euro für den Prüfer + 15 Euro Prüfungsgebühr plus Mehrwertsteuer.
  • Die reine Theorieprüfung wird pro Person mit 15 Euro für den Prüfer und 5 Euro Prüfungsgebühr plus Mehrwertsteuer berechnet.

Als groben Richtwert kannst du ungefähr 80 Euro für Theorie und Praxis rechnen, wobei diese Zahl nach oben und unten abweichen kann.

Fazit

Gerade nach solchen Geschehnissen wie in Niedersachsen flammt die Diskussion über einen einheitlichen Hundeführerschein wieder auf und das ist verständlich. Ein nicht artgerecht gehaltener oder falsch erzogener Hund kann enormen Schaden anrichten und eine große Gefahr für seine Umwelt darstellen. Für ein sicheres Zusammenleben ist es unbedingt notwendig, die Bedürfnisse des Hundes zu kennen und zu beachten. Deshalb könnte ein Hundeführerschein ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Haben Dein Hund und Du einen Hundeführerschein?

Wenn ja, wie lief es?

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Bild:

(c) Haustiermagazin.com
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