Hilfe, meine Katze kratzt – was steckt dahinter?

Alltag mit Katze: Ich erwache von einem komischen Geräusch – meine Katze kratzt im Schlafzimmer an der Tapete. Ich stehe auf und stelle ihr Futter hin. Nach dem Fressen kratzt sie am Boden vor dem Fressnapf. Wenig später höre ich aus dem Badezimmer das typische Kratzen im Katzenklo.

Ich setze mich an den Schreibtisch. Die Katze springt auf meinen Lieblingssessel und schlägt die Krallen in das Polster, bis ich sie energisch verscheuche. Für eine Weile ist Ruhe – bis sie beginnt, an der Tür zu kratzen. Ich lasse sie raus auf den Balkon. Endlich kann ich entspannt arbeiten – bis mich ein beharrliches Kratzen an der Tür daran erinnert, dass die Katze noch draußen ist und wieder rein will.

Diese Schilderung ist (zum Glück!) etwas übertrieben. Aber wenn du eine Katze hast, kennst du sicher einige der beschriebenen Verhaltensweisen. Es gibt viele Situationen und Anlässe, in denen deine Samtpfote kratzt. Manche sind ganz normal, andere können auf Unzufriedenheit oder eine Verhaltensauffälligkeit hindeuten. Aber welches Kratzen bedeutet was? 

Katze zerstört Möbel, Hilfe
Auch die zartesten Samtpfoten haben scharfe Krallen.

Jede Katze kratzt – die Gründe sind verschieden

Wenn deine Katze kratzt, hat das meist einen der folgenden Gründe:

  • Sie möchte etwas „vergraben“ (z. B. übrig gebliebenes Futter oder ihren Kot)
  • Sie will ihr Revier markieren
  • Sie will ihre Krallen schärfen
  • Sie möchte ihrem Menschen etwas sagen (z. B. „Lass mich raus!“)
  • Sie langweilt sich und möchte spielen
  • Sie hat eine Verhaltensauffälligkeit und ist unzufrieden

Deine Katze kratzt an Fressnapf oder Katzenklo

Dein Stubentiger kratzt im Katzenklo oder am Fressnapf? Vor allem Letzteres mag für uns Menschen seltsam wirken, ist aber für Katzen ganz normal. Ob Katzenklo oder Futternapf – die Gründe für das Kratzen sind die gleichen: In freier Wildbahn muss die Katze als kleineres Raubtier nach dem Fressen oder dem „Geschäft“ alle geruchsintensiven Spuren vernichten, um keine Feinde anzulocken und so in Gefahr zu geraten. Deshalb versuchen Hauskatzen, genau wie ihre wilden Vorfahren, Essensreste und ihren Kot zu vergraben. So fühlen sie sich sicherer. Nichts riecht mehr nach Katze!

Deine Katze kratzt an Möbeln oder Tapete?

Dein samtpfotiger Mitbewohner kratzt an Möbeln oder an der Tapete? Dabei handelt es sich meist um ein instinktives Markierverhalten. Katzen haben an ihren Pfoten Pheromondrüsen, mit denen sie ihren körpereigenen Wohlfühlduft an Gegenständen in ihrer Umgebung verteilen. Beim Kratzen an Tapete, Sofa oder Ohrensessel imprägniert die Katze ihr Zuhause mit ihrem individuellen Eigengeruch. 

Warum Deine Katze kratzt - Antworten und Hilfe
Wenn die Katze zur Markierung kratzt, heißt das: Hier bin ich der Boss.

Für die Katze erfüllt das Kratzen zur Markierung zwei wichtige Funktionen:

  • Sie fühlt sich wohl und entspannt, weil durch ihre Duftmarke alles nach „Zuhause“ riecht – im besten Fall hat sogar ihr Mensch eine leichte Duftnote nach „Alles meins“!
  • Sie teilt Artgenossen auf diese Weise per „Duftnachricht“ mit: Hier wohne ich! Unter Katzen dient die Geruchsmarke, aber auch der Anblick der Kratzstellen oft als Warnung: Komm mir nicht zu nahe! Darüber hinaus funktioniert das Markieren des Reviers wie eine Visitenkarte: Eine feine Katzennase kann aus dem individuellen Duft eines Artgenossen nämlich weitere Merkmale, wie z. B. das Geschlecht herauslesen. 

Deine Katze kratzt an festen Materialien? 

Deine Mieze kratzt an festen Materialien wie z. B. an Tischbeinen oder anderen Möbeln, die etwas Widerstand bieten? (Korbsessel sind sehr beliebt, ich spreche aus Erfahrung.) Dann möchte sie wahrscheinlich ihre Krallen schärfen. Das Schärfen der Krallen ist ein natürliches Instinktverhalten. Katzen benötigen ihre Krallen zum Klettern, Springen und Greifen, zum Fangen und Festhalten ihrer Beute (auch wenn es nur ein Katzenspielzeug ist) sowie zur Verteidigung gegen Artgenossen und mögliche Feinde. Da die Krallen wie unsere Fingernägel regelmäßig nachwachsen, muss die Katze sie durch häufiges Wetzen an rauen Oberflächen in Form halten. Für ihre Krallenpflege greifen besonders Wohnungskatzen oft auf Möbel und Wände zurück.

Freigänger schärfen ihre Krallen ganz natürlich
Freigänger haben mehr Möglichkeiten zum Krallen schärfen als Wohnungskatzen.

Deine Katze will Dir was sagen

Es soll ja Katzen geben, die selbständig Türen öffnen können. Alle anderen müssen sich bei ihrem Menschen bemerkbar machen, wenn sie rein- oder rauswollen. Wenn dein tierischer Mitbewohner also an der Tür oder am Fenster kratzt, ist das für dich eine ganz klare Botschaft: Lass mich rein. Oder raus. Dass das mitunter im Fünfminutentakt passieren kann, sollte dir keine Sorgen bereiten: Katzen sind freiheitsliebende (wenn auch manchmal etwas unentschlossene) Tiere.

Deine Katze kratzt aus Langeweile

Deine Katze kratzt an deinen Möbeln oder am Teppich, reckt und streckt sich dabei und schaut dich herausfordernd an? Dann zeigt sie im wahrsten Sinne des Wortes die Krallen, um dich spielerisch herauszufordern. Denn das Kratzen an Möbeln kann auch Langeweile bedeuten oder eine Aufforderung zum Spiel sein. Ob das auf deine Samtpfote zutrifft, kannst du nur selbst beantworten: Bekommt sie ausreichend Beschäftigung, ist sie Freigänger oder lebt sie in Gesellschaft mit Artgenossen? Je öfter du hier ehrlich mit Ja antworten kannst, desto unwahrscheinlicher ist es, dass deine Katze sich langweilt.

Die Katze ist unzufrieden oder will sich abreagieren

 Deine Katze kratzt exzessiv an Möbeln, Tapete, oder Teppich und keine der vorher genannten Erklärungen trifft zu? Dann könnte es sich um eine Verhaltensstörung handeln, die anzeigt, dass dein Tier unzufrieden oder gestresst ist. Das Kratzen dient in diesem Fall zum Abbau der Anspannung – so reagiert deine Katze unangenehme Gefühl wie Frust und Angst ab. Bitte bedenke immer, dass sie deine Möbel nicht aus Bosheit beschädigt, sondern instinktgetrieben handelt und einfach keine anderen Wege hat, sich dir mitzuteilen!

Freigänger Katzen haben viel mehr Möglichkeiten sich auszulasten
Da die Mäusejagd für Wohnungskatzen wegfällt, müssen sie ihrem Spieltrieb auf andere Weise nachgehen.

Mit Einfühlungsvermögen und Experimentierfreude findest du heraus, was deine Katze überfordert: Fühlt sie sich einsam? Muss sie sich an eine neue Umgebung gewöhnen? Fühlt sie sich in der Wohnung eingeengt? Gibt es Ärger mit Artgenossen? Hat sich in eurem Leben etwas verändert? Diese und ähnliche Ereignisse können der Auslöser dafür sein, wenn deine Katze plötzlich exzessiv kratzt.

Was kann ich tun, wenn meine Katze kratzt?

In vielen Fällen gibt es keinen Grund zur Sorge, wenn deine Katze kratzt – dies betrifft vor allem das Kratzen in der Toilette oder am Futternapf sowie an Tür und Fenster, wenn sie rein oder raus will. Diese Verhaltensweisen sind ganz normal!

Problematischer wird es, wenn Möbel, Teppiche, Tapeten und andere Gegenstände in Mitleidenschaft gezogen werden. Dann tust du dir und deiner Mieze einen Gefallen, wenn du ihr zum Kratzen attraktive Alternativen bietest – z. B. einen Kratzbaum.

Typische Kratzprodukte im Handel sind:

  • Kratzbaum
  • Kratzbrett aus Sisal
  • Kratzmöbel aus Wellpappe

Kratzbäume gibt es in vielen Größen, Farben und Designs. Dir fällt die Auswahl schwer? Hier liest du mehr darüber, welcher Kratzbaum für dich und deine Katze der richtige ist: Kratzbaum – Alles rund um der Katze liebstes Möbelstück

Alternativ kannst du mit etwas handwerklichem Geschick auch selbst einen Kratzbaum bauen oder ihr Kratzmöglichkeiten aus Naturmaterialien, z. B. ein echtes Stück Baumstamm mit Rinde, zur Verfügung stellen.


Hier findest Du ein paar Anleitungen zum Selberbauen für Kratz- und Beschäftigungsmöglichkeiten für Deinen Stubentiger:


Eine Katze liegt auf dem obersten Brett eines Kratzbaumes und schaut nach unten.
Vom Kratzbaum aus hat Deine Katze den besten Überblick.

Deine Wohnung ist zu klein für einen großen Kratzbaum? Dann kannst du es mit einem Kratzbrett aus Sisal versuchen, das du am besten an den liebsten „Kratzstellen“ deiner Katze befestigst. Nimmt sie das Kratzbrett an, bleibt die Tapete in Zukunft von den Krallen deines Stubentigers verschont. 

Für Katzen, die gern am Teppich kratzen, sind horizontale Kratzmöbel aus Wellpappe  eine gute Idee. Du findest sie im Handel oft unter Kratzpappe. Für die Kratzpappe musst du keine Dübel in die Wand bohren. Sie wird einfach auf dem Boden platziert, und die Katze kann wunderbar ihre Krallen in die feste Wellpappe schlagen. Viele dieser Kratzmöbel sind außerdem als angenehme Liegefläche geeignet. 

Möglichst verlockend: Der neue Kratzplatz

Für das Platzieren des neuen „Kratzobjektes“ orientierst du dich am besten daran, wo die Katze vorher am liebsten gekratzt hat.

Günstige Plätze für ein neues Kratzobjekt sind:

  • in der Nähe beliebter Schlafplätze
  • in der Nähe der alten Kratzstellen
  • in der Nähe von Fenstern und Türen, da diese Reviergrenzen darstellen

Nimmt deine Katze die neuen Kratzmöglichkeiten nicht sofort an, kannst du ihr mit etwas Geduld auf die Sprünge helfen. Ein wenig Katzenminze auf den Kratzgelegenheiten kann ihre Attraktivität erhöhen. Der Geruch ist für Katzen unwiderstehlich! Wenn sie an dem neuen „Kratzdings“ kratzt, kannst du sie auch belohnen – mit Aufmerksamkeit, lieben Worten oder einem Leckerli. So wird die neue Kratzstelle gleich doppelt interessant. 

Zwei Katzen liegen aus dem Sofa und beobachten den Laptop
In einem Haushalt mit mehreren Katzen kommt selten Langeweile auf ????

Deine Katze kratzt vor allem aus Langeweile? Dann gibt es nur eins – und das sollte eigentlich für jeden Katzenhalter selbstverständlich sein: Erfülle das Bedürfnis deines Tieres nach Spielen, Anregung, Ansprache, Kuscheln und Gesellschaft. Entweder durch einen tierischen Spielkameraden, oder indem du ihr selbst so viel Aufmerksamkeit schenkst, wie sie braucht. Du brauchst dafür noch Ideen? Dann helfen dir diese Beiträge über Beschäftigungsmöglichkeiten für Katzen und Katzenspielzeug.

Fazit: Katzen müssen kratzen – aber nicht an den Möbeln!

Jede Katze hat ein Kratzbedürfnis – sei es in der Toilette oder am Fressnapf, zum Krallenschärfen oder zur Reviermarkierung. Das ist normal und gesund. Wo deine Samtpfote kratzt, kannst du in vielen Fällen steuern, indem du ihr einen Kratzbaum oder ein anderes Kratzmöbel als Alternative zur Tapete oder zum Ohrensessel anbietest. Kratzt die Katze aus Langeweile oder Unzufriedenheit, ist es wichtig, nach den Gründen zu forschen und diese zu beseitigen. Was alle Katzen mögen: Aufmerksamkeit und spielbereite Dosenöffner.

Hast Du auch einen zerkratzten Ohrensessel zu Hause?

Kennst Du noch gute Tipps und Tricks, wenn die Katze kratzt?

Wir freuen uns über Deinen Kommentar.

Bild:

(c) belchonock / Depositphotos.com & Stefka Meyer, textnomadin.de
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